Jeder von uns kennt Situationen der Angst. Doch die Ängste der Menschen sind sehr verschieden und werden durch unterschiedliche Faktoren ausgelöst. Manche Menschen schrecken bei einer Spinne zurück, andere bekommen schwitzige Hände, wenn sie in einen Aufzug steigen müssen. Was auch immer es ist, Angst hat viele Gesichter – auch im Job. Die Angst zu Versagen, den Arbeitsplatz zu verlieren oder den Anforderungen nicht gerecht zu werden, kann sehr belastend werden. Ängste können in dir aber auch ungeahnte Kräfte freisetzen. Wie das geht und wie du besser mit Versagensängsten im Job umgehst, kannst du in diesem Blogbeitrag herausfinden.
Warum gibt es das Gefühl der Angst?
Ohne das Gefühl der Angst wäre der Mensch vermutlich bereits ausgestorben. Ähnlich wie Stress, schützt die Angst uns vor Gefahren und Bedrohungen. Unser Körper wird in Alarmbereitschaft gesetzt, damit wir jederzeit flüchten oder kämpfen können. Das Gehirn sorgt dafür, dass Blut in die Beine oder in die Arme gepumpt wird. Angst setzt blitzschnell Energie in uns frei. Symptome wie Herzrasen, Schwindel, Zittern oder Schwitzen sind dabei sogar erwünscht – solange sie nicht in Übermaßen auftreten. Angst allgemein ist also nicht schlecht. In vielen Situationen ist sie sogar überlebenswichtig. Doch Angst kann dich auch ganz schön einschränken, gerade im Arbeitsalltag. In unserer Leistungsgesellschaft hängen Status und Einkommen sehr eng damit zusammen, wie geschickt die eigenen Fähigkeiten beruflich eingesetzt werden. Leistungsbewertungen gehören meistens zum Alltag. Wer beruflich etwas Neues wagt und damit nicht erfolgreich ist, wird selten für den eingesetzten Mut bewundert.
Ängste im Job
Du sitzt mit schweißnassen Händen auf dem Bürostuhl, dein Magen zieht sich zusammen, die Konzentration bricht weg und deine Gedanken kreisen. Wer unter ständiger Angst leidet, gerade im Job, spricht selten darüber. Für die Mitmenschen ist es nur eine Kleinigkeit, für dich beginnt innerlich aber der Kampf. Es kann ein kleiner Fehler von dir selber sein oder ein Kommentar eines Kollegen, manchmal aber auch nichts Konkretes, nur ein Gedanke in deinem Kopf, der sich immer weiter ausbreitet. Deshalb sind Krankschreibungen, Burnout oder sogar Kündigungen gar nicht so selten, wenn Menschen unter Angst im Job leiden. Versagensängste entstehen häufig bei Kollegen, die einen hohen Anspruch an sich haben. Die Digitalisierung führt schließlich dazu, dass immer mehr Menschen sich vor einer Überforderung fürchten, sei es, weil ihre Arbeit immer mehr wird, oder weil sie sich permanent an neue Prozesse und Technologien anpassen müssen. Von Existenzangst bis hin zu Lampenfieber: Angst hat verschiedene Facetten. Sie sollte aber immer ernst genommen werden. Ein Verdrängen verschlimmert die Situation nur, denn Ängste wachsen, je mehr man ihre Auslöser meidet. Und paradoxerweise macht derjenige, der entspannt zu seinen Fehlern steht, weniger falsch als derjenige, der versucht, alles zu kontrollieren.
Arten der Angst
Nicht immer sieht Angst bei jedem Menschen gleich aus. Gerade am Arbeitsplatz gibt es viele Arten, wie sich die Angst äußert. Die häufigsten Ängste, die Menschen im Job haben, sind:
- Angst vor Misserfolg
- Angst zu versagen
- Angst vor Kritik
- Angst vor Ablehnung
- Angst vor Autoritäten
- Angst vor Menschen zu sprechen
- Angst vor Verantwortung
Körperliche Symptome der Angst
Das Grundprinzip von Angst folgt immer dem gleichen Schema. Daher hat Versagensangst die gleichen Symptome wie viele andere Angstformen auch. Körperlich zeigen sich sie zum Beispiel in:
- Nervosität und Anspannung
- Atembeklemmungen
- Herzrasen
- Appetitlosigkeit
- Durchfall oder sonstigen Magen-Darm-Beschwerden
- Schweißausbrüchen
- Schlafstörungen
- Lähmungsgefühlen
- Panikattacken
Zu den psychischen Belastungen, kommen diese körperlichen Symptome dazu. Sie machen es für die Betroffenen noch schwerer sich wieder auf die eigentliche Aufgabe bei der Arbeit zu konzentrieren. Betroffene können auch nach der Arbeit nicht mehr abschalten. Dadurch entsteht ein Teufelskreis negativer Gedanken aus dem es schwer ist, auszubrechen.
Ängste erfolgreich bekämpfen
Wenn du bei dir selbst bemerkst, dass irgendwas nicht stimmt und du das Gefühl hast, du reagierst auf bestimmte Situationen extremer als andere, können dir unsere Tipps gegen Ängste vielleicht helfen. Natürlich solltest du im extremen Fall auch psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Der erste Schritt gegen Angst beginnt jedoch immer im Kopf, ein kleiner Denkanstoß und bewusste Strategien gegen die Angst können hier schon helfen. Die Angst, die du mit der Zeit entwickelt hast, hast du dir selbst antrainiert. Sei es durch schlechte Erfahrungen, negatives Feedback oder tieferliegende Probleme. Du kannst dir aber genauso antrainieren mit weniger Angst durchs Leben zu gehen.
Welche Fragen du dir stellen solltest, wenn du merkst, dass du ängstlich wirst:
- Ist das Szenario, das ich mir vorstelle, wahrscheinlich?
- Ist meine Vorstellung realistisch?
- Was kann schlimmstenfalls passieren?
- Was kann ich tun, um vorbereitet zu sein?
- Wer oder was könnte mir in dieser Situation helfen?
Versuche dich in deinen schlechten Gedankengängen nicht zu lange aufzuhängen. Je länger du negative Gedanken mit dir herum trägst, desto mehr belasten sie dich und desto schlimmer werden sie. Mache Schluss mit dem Katastrophendenken. Je klarer du dir über deine Gedanken wirst, desto mehr lösen sich deine Sorgen und dein Stress auch wieder auf. Am besten nimmst du dir jeden Tag etwas Zeit für deine Sorgen und Probleme, die deine Ängste nähren. Mache dir immer wieder bewusst, welche Gedanken wirklich der Realität entsprechen. Das Ende jeder Angst beginnt in deinem Kopf und nur du selbst kannst sie auch überwinden.
Du kannst mehr als du denkst
Tatsächlich können wir oft mehr, als wir denken. Meistens sind kleine Patzer Ansichtssache und nicht für jeden haben sie das selbe Gewicht. Der Einzige, der den Patzer zu einem riesigen Fehler macht, bist du selbst. Deshalb ist es wichtig, die richtige Einstellung zu Patzern oder auch größeren Fehlern zu haben, damit diese Angst dich im Job nicht ausbremst. Frage auch mal Kollegen, wie sie über einen Fehler denken oder wie sie mit einer belastenden Situation umgehen würden. Das lockert dein Gedankenkreisen etwas auf und du siehst deine Gedankengänge mal aus einer anderen Perspektive. Wenn du dir Sorgen um deine eigene Leistung machst, ist es auch nie verkehrt um ein Feedback deines Chefs oder deiner Kollegen zu bitten.
Lernen durch Fehler
Kinder sind das beste Beispiel dafür, wie man aus Fehlern lernen kann. Sie müssen alles lernen: laufen, sprechen und schreiben. Aus der Erfahrung, die Kinder jeden Tag machen, lernen sie so für ihr weiteres Leben. Fehler können ein Ansporn dafür sein, es trotzdem schaffen zu wollen. Fehler sind genau genommen kein falsches Handeln, sondern ein notwendiger Schritt in einem Entwicklungsprozess. Natürlich gibt es berufliche Fehler, die schwer wieder gut zu machen sind – stell dir einen Lokführer vor, der ein Signal übersieht. In der Regel jedoch sind berufliche Fehler höchstens unangenehm, weil sie mehr Arbeit erzeugen. Sie regen aber zu neuen Lösungen an, damit die Fehler in Zukunft nicht mehr so leicht passieren. Fehler können in der Realität ein Antrieb für Kreativität oder auch methodische Verbesserungen sein.
Es gibt mittlerweile sogar Unternehmen, die eine eigene „Fehler-Kultur“ errichten, um Mitarbeiter zu motivieren ihre Fehler zuzugeben. Denn nur so können bessere Lösungswege und Strategien geschaffen werden.
Befreiung aus dem Tunnelblick
Ängste setzen bei Betroffenen starke Symptome frei und ihre Wahrnehmung beschränkt sich nur noch auf sich selbst und die Bewertung der eigenen Leistung. Was würdest du einem Kollegen oder Freund sagen, wenn ihm der gleiche Fehler wie dir selbst passiert? Versuche dir vorzustellen, wie du dieser Person helfen würdest. Natürlich ist es immer schwieriger diese Gedankengänge auch auf dich selbst anzuwenden, doch wieso sollte ein Fehler bei dir persönlich schlimmer sein als bei anderen Menschen?
Fazit
Du solltest deine Ängste auf jeden Fall immer ernst nehmen. Jeder kennt alltägliche Sorgen und Zweifel. Doch wenn diese deine kompletten Gedanken übernehmen und du das Gefühl hast, deine negativen Gedanken nicht mehr kontrollieren zu können, tu aktiv etwas dagegen. Versagensangst ist nicht angeboren. Du hast diese erlernt und kannst sie dementsprechend auch wieder verlernen. Wenn dich die Angst einmal akut überkommt, probiere es mit etwas Entspannung. Suche dir eine Sache, die dich völlig von anderen Problemen ablenkt. Sei es Sport, Zeichnen, Yoga oder einfach nur Musik.
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